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"Omnia Ad Unum"

in der Galerie Adlergasse (Dresden), 2022

kuratiert von Stefan Voigt







Auszüge aus der Laudatio von Christin Pietzko (Kunsthistorikerin, B.A.)


"Omnia ad Unum. So lautet nicht nur der Titel der Ausstellung deren Eröffnung Sie heute besuchen. Nein, Omnia ad Unum könnte auch als Credo für Chris Löhmanns künstlerisches Schaffen gelten. Alles zu Einem. Alles, und zwar wirklich alles Mögliche, wird zu Einem zusammengefügt. Zu bildgewaltigen Grafiken von irrwitziger Detailbesessenheit. Zu seltsamen Bildteppichen, die uns gleichsam anziehen wie vor den Kopf stoßen. Uns locken und doch vorsichtig werden lassen: Dämonische Gestalten, Nacktheit, Dunkelheit, Soldaten – „Vorsicht!“ spricht der Instinkt, „Weiter!“ die Neugierde. Was bekommen wir hier zu sehen? Was wird hier erzählt? Was bedeutet das? – fragen wir uns und hängen schon an Chris Löhmanns Erzählstrang."

"Wir sehen Vergangenes und Allzu-Gegenwärtiges - und doch steht die Zeit in Chris Löhmanns Werken still. Wir befinden uns hier nicht im Diesseits, nicht in der Welt der Dinge, die wir kennen. Chris Löhmanns Bilder sind Geisteswelten, Seelenbilder. Aber bei weitem nicht die seinigen. Viel mehr scheinen sie direkt aus unser aller kulturellem Bewusstsein, unserer kollektiven Erinnerung zu schöpfen. Vergessenes und Vergessen-gewolltes treffen so direkt aufeinander. Liegen gleichwertig in den Ruinen der Häuser unserer Städte."





"Gleichzeitig liegt die Gefahr darin, sich im Zeichendeuten zu verheddern und den Überblick zu verlieren. Denn diese Werke wollen nicht gelesen oder entziffert werden. Sie wollen erzählen, Fragen stellen und mit dem Betrachter zusammen denken. Dafür braucht es Un-Eindeutigkeiten, Zwischenräume, Leerstellen. Aber auch Direktheit. Chris Löhmann bemüht sich um eine schonungslose Darstellung seiner Motive - das muss man als Betrachter manchmal auch aushalten können und wollen. "







"Vor allem aber, und hier liegt die wahre Größe der Arbeiten, vor allem scheinen die Werke zu fordern: Konzentriere dich! Besinne dich! - „Siehst du das Licht?“ In all ihrer Düsterkeit ist auch immer Hoffnung, Schönheit, Liebe zu finden. In Allem steckt auch immer Bewunderung, Faszination, Zärtlichkeit. Der Lichteinfall in diesem Fenster, erzählt der nicht von der

Essenz des Seins? Oder diese mittelalterliche Buchmalerei: Ist die nicht Ur- Menschlich? Alles zu Einem. Chris Löhmanns Bild gewordener Blick ist der, des staunenden Beobachters. Der nicht nur die Dinge ganz genau betrachtet, sondern auch hinter Sie blickt oder über Sie hinaus. Der Sie als Variationen sieht des selben Themas: des menschlichen Sehnens und Strebens nach – Ja, wo nach? Ich würde sagen: Überwindung, Einheit. Letztlich ist den Werken eine Vision der Stillen Friedlichkeit gemein und sie erzählen uns, wie wir dorthin gelangen können:


In dem wir: überwinden. In dem wir manchmal philosophisch denken und im nächsten Moment, im jugendlichen Eifer, kaputtschlagen, was uns kaputt macht. In dem wir unseren Blick verändern und weiten, öffnen. In dem wir, was wir zu wissen glauben, zurückstellen und uns einlassen, zu-lassen; fühlen. In dem wir mutig sind und auch das Dunkle als gleichwertig betrachten. Meiner Meinung nach ist Chris Löhmanns Werken immer eine endzeitliche Deutung eingeschrieben, die von Hoffnung auf Vollendung des Einzelnen, wie der gesamten Schöpfung getragen ist. Von einer Hoffnung auf Frieden, Ordnung, Schönheit und Größe. Die an eine andere Seiens-Möglichkeit glaubt und von dieser erzählt. Darüber kann man nicht in Worten sprechen. Dafür braucht es die Sprache der Kunst."







(Alle Rechte am Text liegen bei Christin Pietzko)

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